Spielenachmittag

Spielenachmittag unter Freundinnen

von Regina Picker

5 Freundinnen, die sich aus der gemeinsamen Schulzeit kennen und sich ein bis zweimal im Jahr treffen. Diesmal zum gemeinsamen Spielen mit Shao Hui und mir in einem Kaffeehaus in St. Pölten. Er meint später in der Reflexion, dass es sich angefühlt hat, wie ein gemütlicher Spielenachmittag im Kaffeehaus, eben mit Freund:innen.

Die Erzählungen fühlen sich für mich sehr nahe an der eigenen Lebensgeschichte an. Im dörflichen Kontext aufgewachsen, mit 14 Jahren zieht man ins Internat in eine Provinzstadt und später zum Studieren nach Wien. Man begibt sich in einen Spagat zwischen Stadt und Land, zwischen Klassenverhältnissen die durch die Universitätsausbildung entstehen und in einer erzählten Geschichte sogar zu einem Beziehungsabbruch führen, dem Finden einer neuen Identität ohne die Alte komplett aufzugeben, obwohl man dennoch nicht mehr wirklich dazugehört.

Manche bleiben später in der Stadt, jemand zieht zurück ins Dorf, jemand in eine andere Stadt, jemand richtet sich eine Ferienwohnung am Land ein und pendelt, jemand war lange im Ausland und lebt nun knapp über der Grenze, aber trotzdem in der Nähe der Großmutter. Die Frage, wo man sich zu Hause fühlt lässt sich schwer beantworten.

Jemand hat geerbt, ist umgezogen und ist mit über 40 Jahren endlich wieder wo angekommen, pendelt zum Arbeiten aber weiterhin nach Wien. Jemand hat zu 5. ein Haus geerbt, weil niemand es haben wollte, aber die Eltern noch darin leben und es fühlt sich nach Verantwortung und Balast an. Jemand geht aus Pflichtbewußtsein immer noch zum Dorffest, während die Freundin einfach nicht hingeht und das Bitten und Locken der Mutter ignoriert.

Das Nachdenken darüber, was man erzählen will, ist für die Runde ungewohnt, weil man mit Freundinnen eigentlich einfach darauf losplaudert. In dieser untypischen Dynamik, wo auch das Gespräch mal zu stocken scheint, tauchen aber neue Geschichten auf, über die sie sich in dieser Weise noch nie ausgetauscht haben. Eine Verbundenheit der Spielenden durch eine gemeinsame Vergangenheit erweitert sich durch die Sehnsucht nach Ankommen und der Frage, wo man leben will und sich daheim fühlt.

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