Erinnerungen an Spieltische

von Hamed Abboud

Eine Frau in ihren Dreißigern aus dem Balkan erzählte mir beim Spieltisch, dass sie ein Gefühl der Heimatlosigkeit bzw. der Entfremdung in Österreich empfand und wie die Einsamkeit sie beherrschte, bis eines Tages neue Nachbarn in die gegenüberliegende Wohnung einzogen. Mit ihnen entwickelte sie eine freundliche und dauerhafte Nachbarschaftskommunikation. Erst dann hatte sie das Gefühl, an ihrem Wohnort in Niederösterreich anzukommen und dass dieser Ort ihr ein Gefühl von Heimat geben kann.

Eine andere Frau Mitte vierzig erzählte, wie wohl sie sich hier in Niederösterreich fühlt und wie sie sich eine neue Heimat hier geschaffen hat. Dennoch hegt sie die Hoffnung bzw. strebt im Hinterkopf an, dass sie letztendlich, wenn sie in Rente geht, in ihre Heimat zurückziehen wird, um dort auf dem Land wie ihre Eltern damals zu leben. Die ersehnte Heimat für sie ist, ihre ruhigen Jahre damit zu verbringen, selbst Gemüse im Garten anzubauen und zu genießen.

Ein Mann Mitte vierzig erzählte, wie die Natur ihm ein Gefühl von Zuhause vermittelt. Wie er immer auf seinen Ausflügen in die Wälder Bücher mitnimmt, um sie beiseitezulegen und sich in dieser grünen Atmosphäre verlieren zu können. Er sagte, dass egal, wie wohl er sich in der Stadt fühlt, für ihn jedes Tal oder jeder Berg ein mögliches Zuhause ist.

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Foto: Elena Catalin