von Teresa Distelberger
Eine Waldviertlerin erzählt von dem Moment, als sie auf der Hauptuni Wien durch die verschlossene Tür hindurch hört, wie ihre Nichte bei der Diplomprüfung im breiten Waldviertler Dialekt spricht. Ihr Gefühlszustand dabei ist schwer zu beschreiben, sagt sie. Alles gleichzeitig. Freude, dass sich ihre Nichte da etwas traut, was sie selbst während ihres Studiums nie gewagt hätte. Angst, dass es sich negativ auf ihre Note auswirken könnte. Traurigkeit, weil damit die Erinnerung wieder hochkam, dass sie sich selbst nie wirklich „daheim“ gefühlt hat auf der Uni. Sie musste sich sprachlich doch sehr verstellen, um zu den „Studierten“ dazuzugehören.
Am gleichen Tisch sitzt ein Mädchen, das ihre Mutter zum Spieltisch begleitet hat. Sie will auch mitspielen und wirft einen Stein. Lassen wir uns überraschen, auf welchem Themenfeld er liegen wird! Aha: Religion/Weltanschauung im 3. Kreis, also in der Ortschaft. Das Mädchen kuschelt sich zu ihrer Mama, will nicht darüber reden. Versteckt kullern ein paar Tränen. Die Mutter tröstet und sagt kurz erklärend zur Spielrunde: „Das ist ein heikles Thema. Im Religionsunterricht in der Schule machen gerade alle Erstkommunionsvorbereitung und wir sind ohne Bekenntnis. Da darf sie nicht dabei sein.“
Eine andere Mitspielerin erinnert sich an ein verschlossenes Scheunentor. Das ging aber schnell. Nach dem Tod der Eltern hat der Bruder – als Hoferbe – sofort das Schloss austauschen lassen. Sie kann jetzt nicht mehr rein in ihr Elternhaus, ist ausgeschlossen aus dem Platz ihrer Kindheit. Seither fühlte sie sich stark „entwurzelt“, doch sie suchte und fand Halt in den Sternen. Diese Heimat kann ihr niemand nehmen.